ie Maschinen in der Produktions-
halle kennen keine Pausen und
keine Müdigkeit. Von morgens
bis abends schneiden, hacken,
zerreißen und zerpflücken sie Textilien – wie rie-
sige, gefräßige Ungeheuer. Über einen Container
werden sie regelmäßig gefüttert, ein Deckenkran
hebt die verschnürten Ballen aus nicht mehr
brauchbaren Kleidungsstücken, Decken, Gardi-
nen und anderen Textilabfällen an und führt sie
dem großen Schlund zu. Unter tosendem Lärm,
über Förderbänder und Saugrohre durchlaufen
sie die in mehrere Stationen gegliederte Reiß-
straße, bis sie schlussendlich als feine Fasern, in
Ballen gepresst, die Halle wieder verlassen. Die
Verwandlung ist vollbracht.
Verwerten statt verbrennen
In einer offenen Lagerhalle warten die riesigen
Bündel aus Textilabfällen auf ihre Abholung.Was
nach wertlosen Stofffetzen aussieht, bedeutet
für die Mitarbeiter der Söflinger Firma Glaeser
Kapital – und das im Sinne der Umwelt: Etwa
700 Tonnen Material werden in der hauseigenen
Reißerei monatlich zu neuen Rohstoffen verar-
Recycling. Dieser Begriff beherrscht im Söflinger Unternehmen
Glaeser die Tagesordnung. Aus aussortierten Altkleidern und
Abfällen aus der Textilindustrie werden hier neue Rohstoffe.
D
beitet und somit wiederverwertet. Die Alterna-
tive dazu wäre, die Abfälle einer teuren Entsor-
gung zuzuführen. „Das hier zum Beispiel sind
Randabschnitte aus der Pullover-Herstellung“,
erklärt Produktionsleiter Werner Brinsa, und
deutet auf einen der vielfarbigen Ballen. „Das
Material kommt aus England und besteht aus
70 Prozent Acryl und 30 Prozent Polyester.“
Brinsa weiß anscheinend über die Beschaffen-
heit jedes einzelnen Bündels Bescheid – obwohl
täglich ein bis zwei Lkw-Ladungen neu ange
liefert werden. „Alles ist nach Qualitäten und
Materialien vorsortiert“, erläutert er. Unter der
„Guillotine“ der Schneidemaschinen landen
Textilien aus Polyester, Acryl, Polyamid, Polypro-
pylen,Viskose,Aramid, Baumwolle undWolle. Je
nach Kundenwunsch werden die daraus herge-
stellten Fasern zur Wiederverwertung an die
Industrie ausgeliefert; es entstehen wiederum
Kleider, Vliese, Dämmstoffe für die Automobil
industrie und vieles mehr.
Fair gesammelt
Einen Anteil der Materialien beziehen die Ulmer
Recycler aus eigenen Altkleiderbehältern. Unter
Aus alt mach
neu
Aus Textilabfällen
entstehen bei
Glaeser Fasern zur
industriellen Wieder-
verwertung
Es rauschet die Mühle …
Die historische, rund 80 Jahre alte Gewerbeturbine
der Textil-Recyclingfirma am Blaukanal in Söflingen
wurde Anfang der 2000er Jahre von den Stadtwerken
Ulm/Neu-Ulm generalüberholt und reaktiviert. Seit-
dem arbeitet sie wieder – und liefert Strom für immer-
hin zwölf Haushalte.
SWU. Verlass dich drauf.
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