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4 Mio. Euro aus dem ÖPNV-Rettungsschirm konnten einen guten Teil der pandemiebedingten Einbußen auffangen
20.05.2021

Geschäftsjahr 2020: Stadtwerke erwirtschaften 1,35 Millionen Euro Überschuss

4 Mio. Euro aus dem ÖPNV-Rettungsschirm konnten einen guten Teil der pandemiebedingten Einbußen auffangen

Trotz der negativen Effekte aus dem Pandemie-Geschehen haben die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm das Geschäftsjahr 2020 mit einem Gewinn abgeschlossen. Die 1.055 Beschäftigten der Unternehmensgruppe haben einen Überschuss von 1,35 Millionen Euro nach Steuern und Zinsen erwirtschaftet. Das Jahr 2019 hatte ein Plus von 3,3 Millionen Euro erbracht. "Die SWU ist mit einem blauen Auge davongekommen. Das lag zum Großteil an den staatlichen Hilfsmaßnahmen wie dem ÖPNV-Rettungsschirm", nennt SWU-Chef Klaus Eder einen wichtigen Grund für das Ergebnis. "Ausgezahlt hat es sich aber auch, dass wir in der Gesundheitskrise sehr rechtzeitig gegengesteuert haben", fügt der Geschäftsführer hinzu. Vor allem habe sich gezeigt, dass gerade in der Notlage auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter großer Verlass gewesen sei. "Das lässt uns vertrauensvoll ins zweite Pandemiejahr blicken. Wir steuern erneut ein positives Ergebnis an", so Eder. Der bilanzielle Verlustvortrag der vergangenen Jahre wird weiter abgebaut werden.

Corona kostet fast fünf Millionen Euro

Per Saldo hat die Pandemie die Stadtwerke im Jahr 2020 mit 4,8 Millionen Euro belastet. Der weitaus größte Teil geht auf die Einnahmeausfälle im Fahrkartenverkauf zurück. Die Belastungen wären höher ausgefallen, wenn die Pandemie nicht auch mindernde Effekte mit sich gebracht hätte. Der Lockdown verringerte die Aufwendungen für Werbung und Marketing, Dienstreisen fielen flach. In der IT wurden geplante Projekte verschoben; vordringlich war, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Homeoffice auszurüsten. Derzeit gibt es um die 600 Homeoffice-Arbeitsplätze. Am meisten bewirkt hat der ÖPNV-Rettungsschirm. Aus dem Hilfsprogramm flossen den Stadtwerken rund 4,1 Millionen Euro zu.

Nicht nur die Pandemie bringtEinbußen

Aus dem Tagesgeschäft erwirtschaftete die SWU 6,6 Millionen Euro, über zwei Millionen Euro weniger als 2019. Der deutliche Rückgang erklärt sich nicht allein durch Corona. Das zeigt der Blick auf die Sparte Energie. Eine im Jahresverlauf zu milde Witterung ließ den Erdgasabsatz um 13,6 Prozent einbrechen, beim Stromabsatz waren es 3,4 Prozent. Fernwärme dagegen war mehr gefragt (plus zwei Prozent), was hauptsächlich den Netzausbau in Neu-Ulm widerspiegelt. Dort werden im Zug der Stadterneuerung immer mehr Gebäude ans Fernwärmenetz angeschlossen. Wie schon 2019 haben die Dienstleistungen rund um Infrastruktur und Energie zum Unternehmenserfolg beigesteuert, 2020 mit einem Gewinn von 1,6 Mio. Euro (Vorjahr: 1,2 Mio. Euro). Schwer getan haben sich dagegen die Stromproduktion und der Energiehandel. Letzterer musste Verluste aus dem Wiederverkauf von beschafftem, jedoch wegen des Produktionsrückgangs von der Industrie weniger benötigten Stroms tragen. Die Stromproduktion in den Wasserkraftwerken litt sehr stark unter dem überaus trockenen Jahr. Die Turbinen an Donau und Illerkanal lieferten nur 77,5 Mio. Kilowattstunden Strom. Das lag weit unter dem langjährigen Durchschnitt. Weil zudem das Neu-Ulmer Heizkraftwerk im Umbau ist und weniger Strom lieferte, erreichte die Stromerzeugung aus allen regionalen Quellen im Jahr 2020 nur rund 98 Mio. Kilowattstunden, ein Drittel weniger als 2019.

Bei der SWU TeleNet schrumpfte der Gewinn auf 189.000 Euro, nach einem Plus von 1,2 Mio. Euro im Vorjahr. Durch den forcierten Ausbau des Glasfasernetzes musste die SWU-Tochter Anlaufverluste tragen. Zu Buche schlug zudem der erhöhte Aufwand, um die Homeoffice-Arbeitsplätze einzurichten. Derlei Belastungen werden wieder zurückgehen, die TeleNet wird ihre aufstrebende Entwicklung fortsetzen.

Die Geschäftsbereiche im Einzelnen

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm Netze GmbH lag mit 16,8 Mio. Euro im Plus (Vorjahr: 13,7 Mio. Euro). Ein wesentlicher Impuls ging wie im Vorjahr vom Dienstleistungsgeschäft aus. Es weitet sich aus, auch bei den SWU-Beteiligungsgesellschaften in der Region wie in Blaubeuren, Langenau, Niederstotzingen und Herbrechtingen. Entscheidend für die Habenseite waren die Netznutzungsentgelte. Diesem – gesetzlich regulierten – Bereich entsprang ein Plus von 3,05 Mio. Euro (2019: 3,2 Mio. Euro).

Die Tochtergesellschaft SWU Energie erwirtschaftete einen Überschuss von 20,1 Mio. Euro (Vorjahr: 22,8 Mio. Euro). Für den fast zwölfprozentigen Gewinnrückgang sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Die Einbußen im Energieabsatz – wegen Corona und der zu milden Witterung – führten zu einem um vier Mio. Euro geringeren Vertriebsergebnis. Corona hat die Industrietätigkeit gebremst, daher mussten die Stadtwerke überzählige Strommengen zu niedrigen Preisen wiederverkaufen. Das führte zu einem Handelsverlust von rund 700.000 Euro. Das Ergebnis der Energiesparte deckt außerdem 8,8 Mio. Euro Verlust aus der Vermarktung des im Kohlekraftwerk Lünen erzeugten Stroms ab (Verlust 2019: 6,7 Mio. Euro).

Der Gewinnrückgang der SWU TeleNet auf 189.000 Euro ist als Zwischentief zu betrachten. Zum einen sind die Kundenzahlen aus den Bereichen Internet, TV und Radio wiederum leicht gestiegen. Außerdem geht der Ausbau des inzwischen 675 Kilometer langen Glasfasernetzes zügig weiter und wird sich nach und nach durch Kundengewinne verzinsen.

Verkehr senkt das Defizit – dank Rettungsschirm und Nachzahlungen aus dem Fahrgastzuwachs der Linie 2

Im Geschäftsbereich Verkehr ist der Fehlbetrag um rund 700.000 Euro zurückgegangen auf 19,8 Millionen Euro (2019: 20,5 Mio. Euro). Das mag auf den ersten Blick erstaunen, gingen doch im Coronajahr fast 14 Millionen Fahrgäste verloren (Gesamtzahl 27 Millionen; 2019: 40,8 Millionen). „Dem ÖPNV-Rettungsschirm haben wir sehr viel zu verdanken“, unterstreicht SWU-Chef Klaus Eder die Bedeutung des Hilfsprogramms, das die Stadtwerke mit 4,1 Mio. Euro gestützt hat. Darüber hinaus vermochten unternehmerische Entwicklungen die Lage zu stabilisieren. Die Werkstatt stellte sich kosten-effizienter auf und erzielte sogar gute Erlöse beim Verkauf von Wartungsdienstleistungen an andere Verkehrsunternehmen. Zwei positive Effekte gehen auf die Straßenbahnlinie 2 zurück. Zum einen verringerten sich die Abschreibungen aus dem Streckenbau. Zum anderen schlugen sich 2020 die im Zug der Linieneröffnung beträchtlich gestiegenen Fahrgast-Zahlen in der Kasse nieder. Fahrgast-Nachzählungen hatten ergeben, dass der SWU bei der Einnahmen-Aufteilung im Verbund DING ein größerer Posten zusteht als ursprünglich berechnet.

Zum 1. März 2022 wechselt die Geschäftsführung bei der SWU Verkehr

In der Aufsichtsratssitzung zur Feststellung des Jahresergebnisses 2020 gab André Dillmann, Technischer Geschäftsführer der SWU Verkehr, bekannt, dass er seinen am 28. Februar 2022 auslaufenden Fünf-Jahresvertrag nicht verlängern möchte. Er wird sich einer neuen Aufgabe in seiner Heimatregion stellen und damit die Zeit des Pendelns zwischen Ulm und Darmstadt beenden. Dank der frühzeitigen Bekanntgabe hat die SWU Verkehr nun genügend Zeit, die Neubesetzung in aller Ruhe in die Wege zu leiten. „Dies ermöglicht eine geordnete Übergabe“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Oberbürgermeister Gunter Czisch. Mit einem „herzlichen Dank für die Offenheit, das frühe Signal und die bereits geleistete Arbeit“ bedankte sich Czisch bei André Dillmann.

200 Millionen Euro Wertschöpfung für die Region

2020 investierte die SWU rund 67 Millionen Euro. Ein Viertel, nämlich rund 17 Mio. Euro, entfallen auf die Linie 2 für den Streckenbau, Umbau des Verkehrsbetriebshofs und den Kauf der zusätzlichen zwölf Straßenbahnen. Die Stadtwerke zahlten 11,7 Mio. Euro Konzessionsabgaben an Städte und Gemeinden. Betreibern von Anlagen, die Strom aus erneuerbaren Quellen gewinnen, überwies die Stadtwerke-Netzgesellschaft 48,7 Mio. Euro an Einspeisevergütungen. Alles in allem erzeugte die SWU rund 200 Millionen Euro an regionaler Wertschöpfung.

Geschäftsjahr 2020. Die wichtigsten Daten.

Vorjahreszahlen in Klammern

Umsatz                                   488 Mio. Euro (492 Mio.)

Konzernergebnis                    1,35 Mio. Euro Gewinn (3,3 Mio.)

Stromverkauf                          1.124 Mio. kWh (1.164 Mio.)

Erdgasverkauf                       1.412 Mio. kWh (1.635 Mio.)

Fernwärmeverkauf                88,8 Mio. kWh (87,1 Mio.)

Trinkwasserverkauf               11,9 Mio. Kubikmeter (11,5 Mio.)

Internet und Telefonie            10.100 Kunden * (10.350)

Nahverkehr                            27,0 Mio. Fahrgäste (40,8 Mio.)

Personal zum 31.12.             987 Mitarbeiterinnen u. Mitarbeiter ** (956)

zuzüglich Auszubildende       68 Auszubildende (62)
 

*  die Kundenzahl 2020 ist bereinigt um Testanschlüsse

**  gerechnet in Vollzeitstellen

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